Beliebte Posts

Mittwoch, 5. November 2014

Loslassen 6.0

Vater wurde durch das Krankenhaus informiert.
Er kam umgehend um mit dem behandelnden Arzt zu sprechen.
Schließlich war es seine Pflicht, dem Krankenhauspersonal zu erklären wie  schwierig der Umgang mit mir wäre.
Das ich über den Tod meiner Mutter nicht hinweg komme.
Ich seine neue Lebensgefährtin nicht leiden könne.
Was er verschwieg war,das sie Türen versperren, Kühlschränke mit Vorhängeschlössern versahen und mich Nacht für Nacht in ihr Leben mit einbezogen,ob ich wollte oder nicht.
Ebenfalls verschwieg er den Sektkorken, der nach Mutters Tod knallte und das Lachen aus dem Nebenzimmer.
Er täuschte Sorge vor und meinte,das er mich eine Zeit zu meiner Tante fahren lasse.
Mutters Schwester.Was natürlich auch nicht stimmte,aber es klang gut und schließlich hatte er den Sieg über mein Leben schon in der Tasche bevor ich auch nur ein Wort sagen konnte.
Als ich von der Intensivstation auf die normale verlegt wurde bekam ich Besuch von einer Psychologin.
Sie war gut vorbereitet und ihre Meinung stand ohne mein Zutun schon fest.
Trauerarbeit war ihr großes Thema Nummer eins.
Von meinen Andeutungen ließ sie sich nicht aus dem Konzept bringen.
Ihr tat Vater leid und ich sollte loslassen lernen um mich dem neuen Leben zuzuwenden.
Das tat ich dann auch.
Ich ließ los von der Hoffnung auf Hilfe.

Die Nonne sah ich nicht mehr

Montag, 3. November 2014

5.9

Es war nur noch eines was ich fühlte.
Große Angst.
So sah ich sie lachend an unseren Gräbern. Feiernd in ihrem neuen zu Hause ohne lästigen Ballast. Es war Frieden den ich suchte.
Hoffnung auf einen schnellen schmerzfreien Tod , aber es gelang mir nicht.
Halb benommen schleppte ich mich zum Telefon und schämte mich für mein Versagen.
Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis der Notarzt da war.
Eine Ewigkeit in der ich meinem Leben,wie einem Film folgte.
Ich suchte nach den schönen Momenten,aber ich konnte sie nicht halten.
Eure Schatten waren zu präsent und verdrängten die wenigen schönen Augenblicke, als du noch Vater warst und mich als dein Kind gesehen hast.
Die Momente, als wir Familie waren und ich morgens ohne Angst vor dem nächsten Tag voller Vertrauen mein Kind sein lebte.
Du hast mir meine Kindheit geraubt.
Meinen Alltag zum Altar der Angst gemacht.
Als ich die Augen öffnete lag ich im Krankenhaus.
Das piepsen der Geräte füllte den Raum mit Klang .
Ich sah in die Augen einer Nonne die mit gütig liebevollem Blick an meinem Bett saß.
Sie berührte zart meine Hand und lächelte. Kind, was machst du nur für Sachen waren ihre warmen Worte.
Zum ersten mal seit langer Zeit spürte ich ehrliche wärme.

                                                   Es war ein schönes Gefühl.