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Freitag, 21. März 2014

Der kühle Osten und sein Gefolge 5.4


Sommer und kein Ende in Sicht.
Laut in der Nacht schrie sie um Hilfe, als ginge es um ihr Leben, um ihr überleben.
Schmerzverzerrte Schreie drangen aus dem Schlafzimmer und es gelang mir einfach nicht sie zu ignorieren.
Schlaftrunken ging ich aus meinem Schlafzimmer auf ihre Türe zu.
Ich klopfte und drückte die Klinke langsam nach unten.
Abgeschlossen.
Hilf mir schrie sie,und Vater lachte.
Sollte ich mich nicht einfach umdrehen und gehen?
Nicht mein Problem.
Schlag sie Tod ,es ist mir,einfach nur recht!
Komm über den Balkon,waren ihre Worte.
Also ging ich zum Balkon,welcher sich im Nachbarzimmer befand kletterte darüber und gelangte durch das offene Fenster in den Schlafbereich der beiden.
Ziemlich verrückt und auch nicht ganz ohne Gefahr,aber ich hab's getan.
Nun stand ich da ich armer Tropf  und hatte keine Ahnung , was ich überhaupt dort zu suchen hatte.
Er lag in Unterhosen auf dem Bett.
Sie stand mit verschränkten Armen an die Wand gelehnt.
Es  hatte nicht einmal den Anschein ,das sie in Panik war.
Kein, wie zu erwarten war verweintes verquollenes Gesicht.
Kein Blut keinen Kratzer nur unversehrte Haut.
Ihre Augen kühl und ihr Mund fast lächelnd.
Einer von vielen irren Momenten.
Was hatten sie sich erhofft?
Das ich beim klettern über den Balkon abstürzten würde?
Ich wäre am Spinnen sagte man mir.
Eine bekloppte die über Balkone klettert,obwohl alles in Ordnung sei.
So bat ich um den Schlüssel,den mein Vater in seiner Unterhose versteckte.

Im Nachhinein denke ich ein Sturz vom Balkon wäre besser für mich ausgegangen.

Als ich am nächsten Tag aus der Schule kam wurde ich unserer neuen Angestellten vorgestellt.
Ich sollte sie Einweisen.
Sie war schüchtern,aber sehr freundlich.
Die Nacht hatte ihre Spuren an mir hinterlassen.
Sie sprach mich darauf an und ich sagte ihr,dass ich beim Putzen des Treppenhauses auf der nassen Stufe zu Fall gekommen sei.
Sie bedauerte mich und schluckte meine Geschichte.
Als Arbeitskraft stellte sie sich sehr geschickt an und so bekam sie eine Festanstellung .

In den folgenden Wochen hielt ich an meinem 5 DM Fluchtprogramm fest,immer noch kein Ziel vor Augen.
Es war nicht wirklich eine ruhige Zeit in diesen Wochen.
Sie gingen mit Kränkungen und Sanktionen einher.
Meine Noten in der Schule wurden immer schlechter,aber wen wunderte es denn.
Hatte das Mädel nicht erst vor wenigen Monaten die Mutter verloren.
Sie wird sich schon wieder fangen.

Ein wenig Trost erfuhr ich durch unsere neue Angestellte.
Sie mochte den kühlen Osten nicht besonders und hatte an manchen Tagen sehr unter ihr zu leiden.
So empfand ich sie als eine Art Leidensgenossen.
Ich war nicht mehr allein und dies war mehr als Trost,dies war Hoffnung.
Ich vertraute ihr mein 5 DM Fluchtprogramm an ohne bisheriges Ziel, und erzählte ihr was ich alles ertragen habe in den letzten Monaten.
Sie nahm mich lächelnd in ihre Arme und sagte,das es gut sei,das ich mit ihr geredet habe.
Es würde bald alles gut werden.
Ein schönes Gefühl nicht mehr einsam zu sein unter diesen Wölfen.


Als ich am nächsten Tag aus der Schule kam klang das östlich gesprochene Wort "Nutte" durch den ganzen Raum.
Sie jagte mich die Treppe hinauf nach oben ins Wohnzimmer indem mein Vater mit verschränkten Armen auf mich wartete.
Er klagte mich des Diebstahl an und erwähnte mein 5 DM Fluchtprogramm.
Lachte laut über das fehlende Ziel.
Es war nicht nur er der lachte.
Der kühle Osten und neben ihr meine Leidensgenossin.

Kurz vor der Ohnmacht hörte ich sie sagen:
Ich glaube sie hat es begriffen.
Dies hatte ich tatsächlich !
Meine Fluchtkasse war kein Geheimnis mehr, das Geld wieder dort wo es herkam.

Ein Teil meiner Lösung war verschwunden,aber nun konnte ich das Ziel klar und deutlich vor Augen sehen.

Freitag, 14. März 2014

Der kühle Ostwind 5.3

Es musste doch einen Ausweg aus diesem Terror geben!
So konnte ich nicht weiter Leben,soviel war klar.
Also klaute ich heimlich Tag für Tag 5 DM aus der Kasse und hoffte es würde niemand bemerken.
Dies war der erste Schritt zum Ausweg, aber das Ziel war mir noch nicht bekannt.

Sie stritten sich oft.
Meist in der Nacht und nach erheblichem Alkoholgenuss.
Worum es in ihren Streitereien ging, war mir unklar.

Oft wurde ich in mitten der Nacht aus dem Bett gezogen um schlichter zu sein, aber gelungen ist es mir eigentlich nie.
Es endete meist darin ,das ich der Schuldigen am Ende war.
So verließ ich des öfteren in der Nacht das Haus.
Schlich mich durch den Gang zum Hinterausgang raus um Schutz im Treppenhaus der Nachbarn zu finden.
Am Kellereingang, der vom Treppenhaus nicht einsehbar war fand ich meinen Platz.
Ein Ort der  Sicherheit versprach.
Im Morgengrauen vor Schulbusabfahrt schlich ich wieder zurück.
Es gab Nächte in denen ich die Polizei zur Hilfe rief.
Leider nur ohne jegliche Konsequenz.
Ich hoffte auf Hilfe und wurde als pubertierender Teenager abgestempelt .
Der Polizist hatte unglaublich viel Verständnis mit meinem Vater.
Eine ausweglose Situation.
Bis eines nachts die Scheibe im Wohnzimmer zerbrach.
Es war niemand im Haus,denn die beiden machten sich mal wieder einen schönen Abend und die Folgen waren meistens zu viel Alkohol und der Streit am Ende.
Vater hatte vergessen den Schlüssel  der Wohnzimmertüre zu verstecken.
Ich lauschte vorsichtig an der Türe,aber Stimmen waren keine zu hören.
Der Klang von gebrochenem Glas jedoch war unüberhörbar .
Langsam drückte ich die Klinke der Türe nach unten.
In diesem Moment voller innerer Spannung zog jemand Kraftvoll von innen die Türe auf.
Ich schrie laut und taumelte nach hinten.
Vor meinen Augen stand ein großer schlanker blonder Mann mit einem Messer in der Hand.
Ich zitterte und fing an zu weinen.
Er jedoch blieb ganz ruhig vor mir stehen .Versteckte das Messer hinter seinem Rücken und sah mich fast schon sanft und entschuldigend an.
Er beugte sich zu mir und fragte mit östlichem Akzent nach meinem Vater.
Zum ersten mal saß ich nun in diesem Wohnzimmer, auf dem schönen neuen Sofa ohne Kissen und weinte mich beim Verlobten des kühlen Ostens aus.
 Als der Wagen meines Vaters den Hof befuhr,deutete er mir an in mein Zimmer zu gehen.
Ich solle dort bleiben und nicht mehr rauskommen.
War er mein Retter?
War dies der Ausweg?
Ich hoffte es still und heimlich .
Ihre Schreie stießen bis in mein Schlafzimmer vor.
Unter meinem Kissen wurde das laute Gebrüll gedämmt und es gab nur einen Wunsch.
Nach einiger Zeit, war es absolut still.
Dann hörte ich das enttäuschende Geräusch zusammen gefegter Glasscherben.
Mir wurde klar,das dies nicht das Ende war.
Mein Retter war verschwunden.
In die Flucht geschlagen.
Nach dem Versterben meines Vaters Jahre später wusste ich warum.
Jeder Mensch ist käuflich.
Sogar der Verlobte des kühlen Ostens.
Ich fand die Rechnung eines Sportwagens in seinen Unterlagen.
Das Datum war passend
Der Wagen mit dem ich ihn wenige Wochen nach dem Vorfall in meinem zu Hause sah auch.

Heimlich unter meinem Kissen in dieser Nacht.
Sah ich zwei Menschen blutend nicht mehr atmend auf der Straße liegen.
Er mein Retter stand mit ausgebreiteten Armen neben der Vergangenheit.

Ich lebte leider nicht in einem Märchenbuch







Montag, 10. März 2014

Der kühle Ostwind 5.2

Kaum einen Atemzug warst du fort und meine Welt drehte sich, als hätte es dich nie gegeben.
Alles was an dich und uns erinnerte war fort?
Unwiederruflich in den Flammen verschwunden.
Zurück blieb Einsamkeit und Angst.
Verzeih mir mein Vertrauen ihr gegenüber.
Wie konnte ich ahnen,was sich dahinter verbirgt.
Ihr Deutsch war zu Anfang noch gebrochen,aber zur Komunikation völlig ausreichend.
Sie war nett zu mir.
Wie der Wolf im Schafspelz nett zu einem  Lämmschen ist,dem der Boden unter den Füßen weichte.
Der Zubiss ließ nicht lange auf sich warten.
Sie ging heimlich mit mir rauchen,was ich echt Super fand ,denn schließlich war ich eigentlich zu jung dafür.
So vertraute ich ihr einige meiner kleinen Geheimnisse an.
Meine Schwärmerei für den 17 jährigem Nachbarsjungen.
Mein erster Kuss,wenn auch ein zaghafter mit dem Sohn eines Gastes.
Kleinigkeiten und dennoch die Welt für ein 13 jährigem Mädel.
Der Betrieb lief weiter.
Nur,dass sie nun auch ein Teil des neuen ganzen war.
Eine Angestellte,wie man mir glauben machte.
Kurz nach dem aussprechen meiner kleinen Geheimnisse wurde mir jedoch bewußt,das sie weit mehr als dies war.
Ein klärendes Gespräch mit meinem Vater sollte mir die Konsequenzen aufzeigen,warum man sich von falschem Pelz nicht täuchen lassen sollte.
An diesem Tag änderte sich mein Leben nochmals vollständig.
Ich verlor mein zu Hause und mich selbst.
Nicht zuletzt meinen Namen.
Das Wort Nutte. Ausgesprochen klingt es in Kinderohren hart,aber mit dem Akzent des Windes klang es wie ein Urteil.
Dies war nun mein neues ich.
Der Name der einst in Liebe ausgesucht wurde wisch dem  kalten Wort mit östlichem Akzent.
Ich bemühte mich dennoch um eine Integration der neuen Gegebenheiten ,was nicht wirklich leicht war.
In der Schule nähte ich Sofakissen ,im Betrieb war ich steht's fleißig.
Ich versuchte es den beiden Recht zu machen wo es eben ging, aber der Erfolg blieb aus.
Die Kissen landeten im Müll und es wurde bestimmt,das ich mich nicht mehr in ihren privaten Räumen aufzuhalten habe.
So verschloss man mir in meinem eigenen zu Hause Wohn und Badezimmen..
Zum waschen hatte ich ein Becken in meinem Zimmer und meine Notdurft erlaubte man mir gnädigerweise in den Gästetoiletten zu verrichten.
Alle Bemühungen waren vergebens.
Was hab ich mir erhofft?
Das Lamm es sollte laufen und dabei im Schlamm ersaufen.

Der Ostwind bließ heftig,aber der Sturm,der Stand noch aus.