Beliebte Posts

Dienstag, 20. Mai 2014

Obstbrand mit bunten Freuden 5.8

Es war an einem Mittwoch.
Die Firma geschlossen und Vater mit dem kühlen Osten auf Shoppingtour.
Er war ihr gegenüber äußerst spendabel.

Brachte damals meine Mutter einen neuen Pullover nach Hause, musste sie die Tüte erst einmal sicher verstecken um nicht erwischt zu werden.
Sie zog ihn erst Wochen später an, aber es gab jedes Mal einen Riesen Zirkus wegen 29,50 DM.

Ich konnte sicher sein, dass sie vor dem Abend nicht zurück sein würden, denn nach ihrem ausgiebigen Einkauf gingen sie am Abend immer noch  in ein schickes Lokal um den Tag gemütlich zum Ausklang zu bringen.

Genug Zeit also um dem Leben den Rücken zu kehren und den Weg ins Glück zu verwirklichen.
Es brauchte nicht mehr als ein großes Glas hochprozentigem klaren Obstbrand und die großen und kleinen Schachteln bunter Freuden  aus Vaters Schlafzimmer.
Ich knipste sie aus dem Lagen heraus und der kleine bunte Haufen wurde immer größer.
Doch je weiter sie sich vor meinen Augen türmten, desto mehr schwand mein Gefühl von Freude und räumte der Angst ihren Platz.

Es war doch die Lösung!
Die einzig richtige.
Die in der ich meine Hoffnung begraben hatte.
Wieso nur plötzlich dieses Gefühl von lähmender Angst?
Wieso trug mich die Welle des Glücks nicht weiter?

Ein Schluck Obstbrand würde sicher bei der Klärung meines Gefühls Chaos helfen.
So nahm ich einen großen Schluck von der Mut bringen Flüssigkeit aus meinem großen Glas auf und wartete.
In der Hoffnung aufkeimende Unsicherheit in mir zu bändigen.
Leicht benommen griff ich zu.
Mit meiner Hand in den bunten Haufen  Hoffnung.
Noch einen großen Schluck von bitterem Mut.
Er floss die Kehle hinunter dem Glück hinterher.

Ich war noch sehr jung!
Glaubte irgendwie noch an Märchen,
aber es war kein Prinz in Sicht .
Nur mein starkes inneres, dass mich flehte Vernunft anzunehmen.
Es zeigte mir Bilder der Zukunft.
Zwei Menschen an meinem Grab die tief betroffen wirkten.
Andere die Ihnen Ihr tiefes Mitleid Kunden.
Später ,wenn niemand hinschaut und keiner zuhört, da sah ich Sie lachen und glücklich tanzen.
Ein Sektkorken knallt.
Genau wie damals.
Es wurde angestoßen, auf das was sie geschafft hatten.

Montag, 19. Mai 2014

Ganz nah am Ende 5.7

War es Verdacht oder Wahrheit?
Welche Chance hatte ich denn?
Warten bis mir das gleiche widerfährt, oder doch lieber gleich das eigene Leben in die Hand nehmen und für einen schmerzfreien einsamen Tod sorgen.
Ein Sterben ganz für mich alleine.
Ohne lachende Zuschauer die anschließend sich die Schulter klopfen und mit stolz erfüllter Brust sagen, das haben wir gemeinsam geschafft.
Welche Möglichkeiten gab es denn?
Fortlaufend?
Nur wohin denn!
Bleiben und abwarten?
Es gab in diesem Moment nur einen Weg der mir richtig erschien.
Ja, der mich sogar je länger ich darüber nachdachte ruhig und glücklich stimmte.
Es war wie eine Hoffnung, wie die Vorfreude  auf einen lang ersehnten Frieden.
Mein Tatwerkzeug lag in Vaters Schlafzimmer.
Dort in seiner Nachttischschublade lagen alle möglichen Medikamente.
Blutdrucksenkende Mittel, Schmerztabletten, Schlaftabletten also alles was man so für den Weg der Hoffnung auf Glück braucht.
Leider nur schloss er jeden Morgen sein Zimmer ab, aber ich war mir sicher, dass er es irgendwann einmal vergessen würde.
Wenn dann auf der Türe der silberne Schlüssel zum Glück glänzte, wäre meine Zeit gekommen. In der ich nur noch zugreifen müsste. Nach meinem neuen Weg des Lebens.

Es vergingen zwei Wochen, dann war es endlich soweit.
Der Schlüssel blinkte mich mit einem freudigen Willkommensgruß an.
Ein Lächeln umspielt meine Lippen und mit zittriger Hand drückte ich die Klinke nach unten.
Jeden Schritt den meine Füße traten, jede Bewegung meiner Hände führte mich dem Glück ein wenig näher.
Schnell nahm ich die Schachteln aus der Schublade und eilte damit zurück in mein Zimmer.
Ich bewunderte sie, wie meinen größten Schatz.
Konnte mein Glück kaum fassen.

Noch nicht!

Ein wenig länger noch wollte ich kosten an dem schönen Gefühl, der Freude und der Hoffnung die nun vor mir lag.
Zum ersten Mal nach Mutters Tod war ich glücklich und fühlte mich nicht einsam.

Sonntag, 4. Mai 2014

Ein Blick zurück 5.6

Es war damals eine Ahnung,wenn auch nur eine undeutliche. Wie ein Fährtensucher verfolgte ich die dunklen Strecken und Wege deines Todes.
Ich konzentrierte mich auf die Ereignisse vor deinem sterben.
Du warst oft mit Vater unterwegs.
Es hieß ihr seid beim Arzt.
Genau konnte ich diesen Zeitraum nicht mehr eingrenzen.
Das Ergebnis dieser Besuche jedoch machten sich ziemlich schnell bemerkbar.
Sie schien zunehmend verwirrt, als merkwürdig empfand ich ihr Verhalten.
Einmal als ich aus der Schule kam, um eine Klassenarbeit  unterzeichnen zu lassen unterschrieb sie mit Wolfgang Amadeus Mozart.
Als ich sie darauf ansprach spürte ich ihr Unbehagen, sie lächelte strich den Namen durch und unterschrieb mit ihrem eigenen.
Tiefe Traurigkeit lag in ihrem Blick, aber sie überspielte es nahm mich in den Arm und lachte.
Die Arztbesuche hörten auf und Vater übernahm die Tätigkeit des Arztes.
So befanden sich nun im Wohnzimmerschrank Kanülen, Ampullen,Spritzen und Desinfektionsmittel.
Oft klagte sie in dieser Zeit über Übelkeit und hatte große Schwierigkeiten ihrer Arbeit nachzukommen, aber sie rappelte sich jedes Mal wieder auf und kam ihrer Arbeit nach.
Es waren ungefähr vier Wochen vom ersten Arztbesuch bis zur ersten Spritze durch Vater vergangen. Sie verlor in dieser Zeit an zwei Kleidergrößen.
Eines Mittags hatten die beiden einen Notartermin, als sie wiederkehrten war mein Vater Besitzer des Unternehmens.

Es war Donnerstagmittag, Mutti hat sich auf die Couch gelegt um etwas zu ruhen.
Ich saß derweil neben dem Sofa in meinem Sessel und schaute fern.
Als sie erwachte und aufstand blickte sie an sich herab.
Ein leiser Schrei löste sich aus ihrer Kehle.
Ihre Hose und auch das Sofa waren nass.
Mit feuchten Augen lächelte sie mich an und sagte, ich hab ganz schön geschwitzt beim schlafen.
Am gleichen Abend verfolgt ich ein Gespräch zwischen Ihr und meinem Vater.
Sie konnte sich ihren Zustand nicht erklären, war fast schon hysterisch.
Er jedoch beruhigte sie und versicherte ihr, dass alles in Ordnung sei.
Die Vitamine müssen erst mal ihre Wirkung entfalten und dann würde sie sehen,das ihre Panik umsonst war.

Die Ereignisse jedoch überschlugen sich an diesem Tag.
Als sie am Abend an Ihrem Arbeitsplatz stand wirkte sie niedergeschlagen.
Ich war wie immer mit dabei, um ihr unter die Arme zu greifen.
Es war das letzte Mal.

Wieso durfte ich keinen Notarzt rufen?
Warum bist du in Panik verfallen als ich heimlich  doch einen Notarzt rief?
Wo waren die Spritzen und Ampullen, als ich dem Notarzt davon erzählte?
Wieso hast du die Medikamentengabe abgestritten?
Wieso war der Schrank leer?
Warum hast du dich bei der Aussage des Arztes, über die Ungewissheit der Todesursache und den Wunsch einer Autopsie so aufgeregt?
Wer war die Frau in dieser Nacht?Mit der du dich so gut amüsiert und getrunken hast?
Kanntest du den kühlen Ostern schon vor Mutters Tod ?

War es das, was ihr zusammen geschafft habt?
Je tiefer ich in mich hinein horchte,desto weniger wollte ich eine Antwort auf diese Fragen.
Was ich hörte in dieser Nacht, als du dich mit dem kühlen Osten in Frieden unterhalten hast war, dass ihr  es zusammen geschafft hattet.
Ihr habt es nicht wirklich ausgesprochen, aber ich konnte fühlen welche Bedeutung hinter dem Wort geschafft steckte.