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Mittwoch, 5. November 2014

Loslassen 6.0

Vater wurde durch das Krankenhaus informiert.
Er kam umgehend um mit dem behandelnden Arzt zu sprechen.
Schließlich war es seine Pflicht, dem Krankenhauspersonal zu erklären wie  schwierig der Umgang mit mir wäre.
Das ich über den Tod meiner Mutter nicht hinweg komme.
Ich seine neue Lebensgefährtin nicht leiden könne.
Was er verschwieg war,das sie Türen versperren, Kühlschränke mit Vorhängeschlössern versahen und mich Nacht für Nacht in ihr Leben mit einbezogen,ob ich wollte oder nicht.
Ebenfalls verschwieg er den Sektkorken, der nach Mutters Tod knallte und das Lachen aus dem Nebenzimmer.
Er täuschte Sorge vor und meinte,das er mich eine Zeit zu meiner Tante fahren lasse.
Mutters Schwester.Was natürlich auch nicht stimmte,aber es klang gut und schließlich hatte er den Sieg über mein Leben schon in der Tasche bevor ich auch nur ein Wort sagen konnte.
Als ich von der Intensivstation auf die normale verlegt wurde bekam ich Besuch von einer Psychologin.
Sie war gut vorbereitet und ihre Meinung stand ohne mein Zutun schon fest.
Trauerarbeit war ihr großes Thema Nummer eins.
Von meinen Andeutungen ließ sie sich nicht aus dem Konzept bringen.
Ihr tat Vater leid und ich sollte loslassen lernen um mich dem neuen Leben zuzuwenden.
Das tat ich dann auch.
Ich ließ los von der Hoffnung auf Hilfe.

Die Nonne sah ich nicht mehr

Montag, 3. November 2014

5.9

Es war nur noch eines was ich fühlte.
Große Angst.
So sah ich sie lachend an unseren Gräbern. Feiernd in ihrem neuen zu Hause ohne lästigen Ballast. Es war Frieden den ich suchte.
Hoffnung auf einen schnellen schmerzfreien Tod , aber es gelang mir nicht.
Halb benommen schleppte ich mich zum Telefon und schämte mich für mein Versagen.
Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis der Notarzt da war.
Eine Ewigkeit in der ich meinem Leben,wie einem Film folgte.
Ich suchte nach den schönen Momenten,aber ich konnte sie nicht halten.
Eure Schatten waren zu präsent und verdrängten die wenigen schönen Augenblicke, als du noch Vater warst und mich als dein Kind gesehen hast.
Die Momente, als wir Familie waren und ich morgens ohne Angst vor dem nächsten Tag voller Vertrauen mein Kind sein lebte.
Du hast mir meine Kindheit geraubt.
Meinen Alltag zum Altar der Angst gemacht.
Als ich die Augen öffnete lag ich im Krankenhaus.
Das piepsen der Geräte füllte den Raum mit Klang .
Ich sah in die Augen einer Nonne die mit gütig liebevollem Blick an meinem Bett saß.
Sie berührte zart meine Hand und lächelte. Kind, was machst du nur für Sachen waren ihre warmen Worte.
Zum ersten mal seit langer Zeit spürte ich ehrliche wärme.

                                                   Es war ein schönes Gefühl.

Dienstag, 20. Mai 2014

Obstbrand mit bunten Freuden 5.8

Es war an einem Mittwoch.
Die Firma geschlossen und Vater mit dem kühlen Osten auf Shoppingtour.
Er war ihr gegenüber äußerst spendabel.

Brachte damals meine Mutter einen neuen Pullover nach Hause, musste sie die Tüte erst einmal sicher verstecken um nicht erwischt zu werden.
Sie zog ihn erst Wochen später an, aber es gab jedes Mal einen Riesen Zirkus wegen 29,50 DM.

Ich konnte sicher sein, dass sie vor dem Abend nicht zurück sein würden, denn nach ihrem ausgiebigen Einkauf gingen sie am Abend immer noch  in ein schickes Lokal um den Tag gemütlich zum Ausklang zu bringen.

Genug Zeit also um dem Leben den Rücken zu kehren und den Weg ins Glück zu verwirklichen.
Es brauchte nicht mehr als ein großes Glas hochprozentigem klaren Obstbrand und die großen und kleinen Schachteln bunter Freuden  aus Vaters Schlafzimmer.
Ich knipste sie aus dem Lagen heraus und der kleine bunte Haufen wurde immer größer.
Doch je weiter sie sich vor meinen Augen türmten, desto mehr schwand mein Gefühl von Freude und räumte der Angst ihren Platz.

Es war doch die Lösung!
Die einzig richtige.
Die in der ich meine Hoffnung begraben hatte.
Wieso nur plötzlich dieses Gefühl von lähmender Angst?
Wieso trug mich die Welle des Glücks nicht weiter?

Ein Schluck Obstbrand würde sicher bei der Klärung meines Gefühls Chaos helfen.
So nahm ich einen großen Schluck von der Mut bringen Flüssigkeit aus meinem großen Glas auf und wartete.
In der Hoffnung aufkeimende Unsicherheit in mir zu bändigen.
Leicht benommen griff ich zu.
Mit meiner Hand in den bunten Haufen  Hoffnung.
Noch einen großen Schluck von bitterem Mut.
Er floss die Kehle hinunter dem Glück hinterher.

Ich war noch sehr jung!
Glaubte irgendwie noch an Märchen,
aber es war kein Prinz in Sicht .
Nur mein starkes inneres, dass mich flehte Vernunft anzunehmen.
Es zeigte mir Bilder der Zukunft.
Zwei Menschen an meinem Grab die tief betroffen wirkten.
Andere die Ihnen Ihr tiefes Mitleid Kunden.
Später ,wenn niemand hinschaut und keiner zuhört, da sah ich Sie lachen und glücklich tanzen.
Ein Sektkorken knallt.
Genau wie damals.
Es wurde angestoßen, auf das was sie geschafft hatten.

Montag, 19. Mai 2014

Ganz nah am Ende 5.7

War es Verdacht oder Wahrheit?
Welche Chance hatte ich denn?
Warten bis mir das gleiche widerfährt, oder doch lieber gleich das eigene Leben in die Hand nehmen und für einen schmerzfreien einsamen Tod sorgen.
Ein Sterben ganz für mich alleine.
Ohne lachende Zuschauer die anschließend sich die Schulter klopfen und mit stolz erfüllter Brust sagen, das haben wir gemeinsam geschafft.
Welche Möglichkeiten gab es denn?
Fortlaufend?
Nur wohin denn!
Bleiben und abwarten?
Es gab in diesem Moment nur einen Weg der mir richtig erschien.
Ja, der mich sogar je länger ich darüber nachdachte ruhig und glücklich stimmte.
Es war wie eine Hoffnung, wie die Vorfreude  auf einen lang ersehnten Frieden.
Mein Tatwerkzeug lag in Vaters Schlafzimmer.
Dort in seiner Nachttischschublade lagen alle möglichen Medikamente.
Blutdrucksenkende Mittel, Schmerztabletten, Schlaftabletten also alles was man so für den Weg der Hoffnung auf Glück braucht.
Leider nur schloss er jeden Morgen sein Zimmer ab, aber ich war mir sicher, dass er es irgendwann einmal vergessen würde.
Wenn dann auf der Türe der silberne Schlüssel zum Glück glänzte, wäre meine Zeit gekommen. In der ich nur noch zugreifen müsste. Nach meinem neuen Weg des Lebens.

Es vergingen zwei Wochen, dann war es endlich soweit.
Der Schlüssel blinkte mich mit einem freudigen Willkommensgruß an.
Ein Lächeln umspielt meine Lippen und mit zittriger Hand drückte ich die Klinke nach unten.
Jeden Schritt den meine Füße traten, jede Bewegung meiner Hände führte mich dem Glück ein wenig näher.
Schnell nahm ich die Schachteln aus der Schublade und eilte damit zurück in mein Zimmer.
Ich bewunderte sie, wie meinen größten Schatz.
Konnte mein Glück kaum fassen.

Noch nicht!

Ein wenig länger noch wollte ich kosten an dem schönen Gefühl, der Freude und der Hoffnung die nun vor mir lag.
Zum ersten Mal nach Mutters Tod war ich glücklich und fühlte mich nicht einsam.

Sonntag, 4. Mai 2014

Ein Blick zurück 5.6

Es war damals eine Ahnung,wenn auch nur eine undeutliche. Wie ein Fährtensucher verfolgte ich die dunklen Strecken und Wege deines Todes.
Ich konzentrierte mich auf die Ereignisse vor deinem sterben.
Du warst oft mit Vater unterwegs.
Es hieß ihr seid beim Arzt.
Genau konnte ich diesen Zeitraum nicht mehr eingrenzen.
Das Ergebnis dieser Besuche jedoch machten sich ziemlich schnell bemerkbar.
Sie schien zunehmend verwirrt, als merkwürdig empfand ich ihr Verhalten.
Einmal als ich aus der Schule kam, um eine Klassenarbeit  unterzeichnen zu lassen unterschrieb sie mit Wolfgang Amadeus Mozart.
Als ich sie darauf ansprach spürte ich ihr Unbehagen, sie lächelte strich den Namen durch und unterschrieb mit ihrem eigenen.
Tiefe Traurigkeit lag in ihrem Blick, aber sie überspielte es nahm mich in den Arm und lachte.
Die Arztbesuche hörten auf und Vater übernahm die Tätigkeit des Arztes.
So befanden sich nun im Wohnzimmerschrank Kanülen, Ampullen,Spritzen und Desinfektionsmittel.
Oft klagte sie in dieser Zeit über Übelkeit und hatte große Schwierigkeiten ihrer Arbeit nachzukommen, aber sie rappelte sich jedes Mal wieder auf und kam ihrer Arbeit nach.
Es waren ungefähr vier Wochen vom ersten Arztbesuch bis zur ersten Spritze durch Vater vergangen. Sie verlor in dieser Zeit an zwei Kleidergrößen.
Eines Mittags hatten die beiden einen Notartermin, als sie wiederkehrten war mein Vater Besitzer des Unternehmens.

Es war Donnerstagmittag, Mutti hat sich auf die Couch gelegt um etwas zu ruhen.
Ich saß derweil neben dem Sofa in meinem Sessel und schaute fern.
Als sie erwachte und aufstand blickte sie an sich herab.
Ein leiser Schrei löste sich aus ihrer Kehle.
Ihre Hose und auch das Sofa waren nass.
Mit feuchten Augen lächelte sie mich an und sagte, ich hab ganz schön geschwitzt beim schlafen.
Am gleichen Abend verfolgt ich ein Gespräch zwischen Ihr und meinem Vater.
Sie konnte sich ihren Zustand nicht erklären, war fast schon hysterisch.
Er jedoch beruhigte sie und versicherte ihr, dass alles in Ordnung sei.
Die Vitamine müssen erst mal ihre Wirkung entfalten und dann würde sie sehen,das ihre Panik umsonst war.

Die Ereignisse jedoch überschlugen sich an diesem Tag.
Als sie am Abend an Ihrem Arbeitsplatz stand wirkte sie niedergeschlagen.
Ich war wie immer mit dabei, um ihr unter die Arme zu greifen.
Es war das letzte Mal.

Wieso durfte ich keinen Notarzt rufen?
Warum bist du in Panik verfallen als ich heimlich  doch einen Notarzt rief?
Wo waren die Spritzen und Ampullen, als ich dem Notarzt davon erzählte?
Wieso hast du die Medikamentengabe abgestritten?
Wieso war der Schrank leer?
Warum hast du dich bei der Aussage des Arztes, über die Ungewissheit der Todesursache und den Wunsch einer Autopsie so aufgeregt?
Wer war die Frau in dieser Nacht?Mit der du dich so gut amüsiert und getrunken hast?
Kanntest du den kühlen Ostern schon vor Mutters Tod ?

War es das, was ihr zusammen geschafft habt?
Je tiefer ich in mich hinein horchte,desto weniger wollte ich eine Antwort auf diese Fragen.
Was ich hörte in dieser Nacht, als du dich mit dem kühlen Osten in Frieden unterhalten hast war, dass ihr  es zusammen geschafft hattet.
Ihr habt es nicht wirklich ausgesprochen, aber ich konnte fühlen welche Bedeutung hinter dem Wort geschafft steckte.





Freitag, 25. April 2014

Euer Ziel 5.5

Hauptschulabschluss, eher schlecht als recht,aber in Anbetracht der Umstände grenzte es an ein Wunder,das ich diesen überhaupt erreichte.
Die Abschlußschüler waren emsig in der Aula mit den Vorbereitungen der Feier beschäftigt.
Es wurde geprobt,geschmückt,Stühle gerückt.
Alles sollte perfekt werden, um den letzten Schultag zu Feiern.
Die Mädels redeten über ihre Kleidung, die Frisur und über das was in der Zukunft lag.
Allesamt waren sie aufgeregt und freuten sich auf diesen gemeinsamen Tag.

Am nächsten Tag war es nun soweit.
Der große letzte Tag.
Es gab einen Gottedienst.
Der Schuldirektor hielt seine Standardrede.
Einige Schüler lasen Gedichte vor und danach wurden die Abschlusszeignisse verteilt.
Zum Schluss gab es ein Lied der Schulband in der ich keine unwichtige Rolle spielt.
Eigentlich war es genau das,was mich davon abhielt traurig zu sein.
So sang ich ein bisschen Frieden als ginge es um mein Leben.
Es gab Applaus.
Für einen kurzen Moment freute ich mich daran,das mich Menschen bemerkten.
Das man etwas ,was ich tat schön fand.
Es gab mir  das Gefühl nicht so einsam zu sein.

Im Bus nach Hause war es sehr still.
Um genau zu sein war ich der einzige Fahrgast.
Der Fahrer sah mich mitleidig an,ersparte mir aber jegliche Art der Konversation.

Zu Hause angekommen, ging ich meiner Arbeit nach.
Es waren viele Gäste im Haus.

In dieser Nacht gab es mal wieder Streit.
Wie so oft zog mich der kühle Osten aus meinem Bett,um Vater zu beruhigen.
Ich hatte Übung darin,auch wenn es  mir nicht immer gelang und ich dabei der Dumme war.
Die Gemüter beruhigten sich wieder und ich durfte wieder zu Bett gehen.
Nur konnte ich keinen Schlaf mehr finden.
Zu aufgewühlt von den Ereignissen des Tages starrte ich die Decke an.
Ich beschloss nach unten zu gehen um etwas zu trinken.
Auf leisen Sohlen schlich ich durch den Flur die Treppe hinunter.
Die beiden saßen noch unten und unterhielten sich in friedlichem Ton.
Das Getränk konnte ich nun vergessen.
Ich wollte nicht gesehen werden.
So drehte ich mich auf dem Absatz, um wieder zurück in mein Zimmer zu gehen.
Bis der Name meiner Mutter meine Aufmerksamkeit weckte.
Ich beschloss mich zu setzen und lauschte ihrer Unterhaltung nach.
So erfuhr ich in dieser Nacht die Wahrheit.
Eine Wahrheit die ich lange schon ahnte.
Wir haben soviel geschafft , hieß es.

Mein Durst war augenblicklich gelöscht.
Langsam, zitternd schlich ich mich nach oben.
Sie hatten mir alles genommen,was mir etwas bedeutete.
Den Menschen der mich geliebt hat.
Nun war ich an der Reihe.






Freitag, 21. März 2014

Der kühle Osten und sein Gefolge 5.4


Sommer und kein Ende in Sicht.
Laut in der Nacht schrie sie um Hilfe, als ginge es um ihr Leben, um ihr überleben.
Schmerzverzerrte Schreie drangen aus dem Schlafzimmer und es gelang mir einfach nicht sie zu ignorieren.
Schlaftrunken ging ich aus meinem Schlafzimmer auf ihre Türe zu.
Ich klopfte und drückte die Klinke langsam nach unten.
Abgeschlossen.
Hilf mir schrie sie,und Vater lachte.
Sollte ich mich nicht einfach umdrehen und gehen?
Nicht mein Problem.
Schlag sie Tod ,es ist mir,einfach nur recht!
Komm über den Balkon,waren ihre Worte.
Also ging ich zum Balkon,welcher sich im Nachbarzimmer befand kletterte darüber und gelangte durch das offene Fenster in den Schlafbereich der beiden.
Ziemlich verrückt und auch nicht ganz ohne Gefahr,aber ich hab's getan.
Nun stand ich da ich armer Tropf  und hatte keine Ahnung , was ich überhaupt dort zu suchen hatte.
Er lag in Unterhosen auf dem Bett.
Sie stand mit verschränkten Armen an die Wand gelehnt.
Es  hatte nicht einmal den Anschein ,das sie in Panik war.
Kein, wie zu erwarten war verweintes verquollenes Gesicht.
Kein Blut keinen Kratzer nur unversehrte Haut.
Ihre Augen kühl und ihr Mund fast lächelnd.
Einer von vielen irren Momenten.
Was hatten sie sich erhofft?
Das ich beim klettern über den Balkon abstürzten würde?
Ich wäre am Spinnen sagte man mir.
Eine bekloppte die über Balkone klettert,obwohl alles in Ordnung sei.
So bat ich um den Schlüssel,den mein Vater in seiner Unterhose versteckte.

Im Nachhinein denke ich ein Sturz vom Balkon wäre besser für mich ausgegangen.

Als ich am nächsten Tag aus der Schule kam wurde ich unserer neuen Angestellten vorgestellt.
Ich sollte sie Einweisen.
Sie war schüchtern,aber sehr freundlich.
Die Nacht hatte ihre Spuren an mir hinterlassen.
Sie sprach mich darauf an und ich sagte ihr,dass ich beim Putzen des Treppenhauses auf der nassen Stufe zu Fall gekommen sei.
Sie bedauerte mich und schluckte meine Geschichte.
Als Arbeitskraft stellte sie sich sehr geschickt an und so bekam sie eine Festanstellung .

In den folgenden Wochen hielt ich an meinem 5 DM Fluchtprogramm fest,immer noch kein Ziel vor Augen.
Es war nicht wirklich eine ruhige Zeit in diesen Wochen.
Sie gingen mit Kränkungen und Sanktionen einher.
Meine Noten in der Schule wurden immer schlechter,aber wen wunderte es denn.
Hatte das Mädel nicht erst vor wenigen Monaten die Mutter verloren.
Sie wird sich schon wieder fangen.

Ein wenig Trost erfuhr ich durch unsere neue Angestellte.
Sie mochte den kühlen Osten nicht besonders und hatte an manchen Tagen sehr unter ihr zu leiden.
So empfand ich sie als eine Art Leidensgenossen.
Ich war nicht mehr allein und dies war mehr als Trost,dies war Hoffnung.
Ich vertraute ihr mein 5 DM Fluchtprogramm an ohne bisheriges Ziel, und erzählte ihr was ich alles ertragen habe in den letzten Monaten.
Sie nahm mich lächelnd in ihre Arme und sagte,das es gut sei,das ich mit ihr geredet habe.
Es würde bald alles gut werden.
Ein schönes Gefühl nicht mehr einsam zu sein unter diesen Wölfen.


Als ich am nächsten Tag aus der Schule kam klang das östlich gesprochene Wort "Nutte" durch den ganzen Raum.
Sie jagte mich die Treppe hinauf nach oben ins Wohnzimmer indem mein Vater mit verschränkten Armen auf mich wartete.
Er klagte mich des Diebstahl an und erwähnte mein 5 DM Fluchtprogramm.
Lachte laut über das fehlende Ziel.
Es war nicht nur er der lachte.
Der kühle Osten und neben ihr meine Leidensgenossin.

Kurz vor der Ohnmacht hörte ich sie sagen:
Ich glaube sie hat es begriffen.
Dies hatte ich tatsächlich !
Meine Fluchtkasse war kein Geheimnis mehr, das Geld wieder dort wo es herkam.

Ein Teil meiner Lösung war verschwunden,aber nun konnte ich das Ziel klar und deutlich vor Augen sehen.

Freitag, 14. März 2014

Der kühle Ostwind 5.3

Es musste doch einen Ausweg aus diesem Terror geben!
So konnte ich nicht weiter Leben,soviel war klar.
Also klaute ich heimlich Tag für Tag 5 DM aus der Kasse und hoffte es würde niemand bemerken.
Dies war der erste Schritt zum Ausweg, aber das Ziel war mir noch nicht bekannt.

Sie stritten sich oft.
Meist in der Nacht und nach erheblichem Alkoholgenuss.
Worum es in ihren Streitereien ging, war mir unklar.

Oft wurde ich in mitten der Nacht aus dem Bett gezogen um schlichter zu sein, aber gelungen ist es mir eigentlich nie.
Es endete meist darin ,das ich der Schuldigen am Ende war.
So verließ ich des öfteren in der Nacht das Haus.
Schlich mich durch den Gang zum Hinterausgang raus um Schutz im Treppenhaus der Nachbarn zu finden.
Am Kellereingang, der vom Treppenhaus nicht einsehbar war fand ich meinen Platz.
Ein Ort der  Sicherheit versprach.
Im Morgengrauen vor Schulbusabfahrt schlich ich wieder zurück.
Es gab Nächte in denen ich die Polizei zur Hilfe rief.
Leider nur ohne jegliche Konsequenz.
Ich hoffte auf Hilfe und wurde als pubertierender Teenager abgestempelt .
Der Polizist hatte unglaublich viel Verständnis mit meinem Vater.
Eine ausweglose Situation.
Bis eines nachts die Scheibe im Wohnzimmer zerbrach.
Es war niemand im Haus,denn die beiden machten sich mal wieder einen schönen Abend und die Folgen waren meistens zu viel Alkohol und der Streit am Ende.
Vater hatte vergessen den Schlüssel  der Wohnzimmertüre zu verstecken.
Ich lauschte vorsichtig an der Türe,aber Stimmen waren keine zu hören.
Der Klang von gebrochenem Glas jedoch war unüberhörbar .
Langsam drückte ich die Klinke der Türe nach unten.
In diesem Moment voller innerer Spannung zog jemand Kraftvoll von innen die Türe auf.
Ich schrie laut und taumelte nach hinten.
Vor meinen Augen stand ein großer schlanker blonder Mann mit einem Messer in der Hand.
Ich zitterte und fing an zu weinen.
Er jedoch blieb ganz ruhig vor mir stehen .Versteckte das Messer hinter seinem Rücken und sah mich fast schon sanft und entschuldigend an.
Er beugte sich zu mir und fragte mit östlichem Akzent nach meinem Vater.
Zum ersten mal saß ich nun in diesem Wohnzimmer, auf dem schönen neuen Sofa ohne Kissen und weinte mich beim Verlobten des kühlen Ostens aus.
 Als der Wagen meines Vaters den Hof befuhr,deutete er mir an in mein Zimmer zu gehen.
Ich solle dort bleiben und nicht mehr rauskommen.
War er mein Retter?
War dies der Ausweg?
Ich hoffte es still und heimlich .
Ihre Schreie stießen bis in mein Schlafzimmer vor.
Unter meinem Kissen wurde das laute Gebrüll gedämmt und es gab nur einen Wunsch.
Nach einiger Zeit, war es absolut still.
Dann hörte ich das enttäuschende Geräusch zusammen gefegter Glasscherben.
Mir wurde klar,das dies nicht das Ende war.
Mein Retter war verschwunden.
In die Flucht geschlagen.
Nach dem Versterben meines Vaters Jahre später wusste ich warum.
Jeder Mensch ist käuflich.
Sogar der Verlobte des kühlen Ostens.
Ich fand die Rechnung eines Sportwagens in seinen Unterlagen.
Das Datum war passend
Der Wagen mit dem ich ihn wenige Wochen nach dem Vorfall in meinem zu Hause sah auch.

Heimlich unter meinem Kissen in dieser Nacht.
Sah ich zwei Menschen blutend nicht mehr atmend auf der Straße liegen.
Er mein Retter stand mit ausgebreiteten Armen neben der Vergangenheit.

Ich lebte leider nicht in einem Märchenbuch







Montag, 10. März 2014

Der kühle Ostwind 5.2

Kaum einen Atemzug warst du fort und meine Welt drehte sich, als hätte es dich nie gegeben.
Alles was an dich und uns erinnerte war fort?
Unwiederruflich in den Flammen verschwunden.
Zurück blieb Einsamkeit und Angst.
Verzeih mir mein Vertrauen ihr gegenüber.
Wie konnte ich ahnen,was sich dahinter verbirgt.
Ihr Deutsch war zu Anfang noch gebrochen,aber zur Komunikation völlig ausreichend.
Sie war nett zu mir.
Wie der Wolf im Schafspelz nett zu einem  Lämmschen ist,dem der Boden unter den Füßen weichte.
Der Zubiss ließ nicht lange auf sich warten.
Sie ging heimlich mit mir rauchen,was ich echt Super fand ,denn schließlich war ich eigentlich zu jung dafür.
So vertraute ich ihr einige meiner kleinen Geheimnisse an.
Meine Schwärmerei für den 17 jährigem Nachbarsjungen.
Mein erster Kuss,wenn auch ein zaghafter mit dem Sohn eines Gastes.
Kleinigkeiten und dennoch die Welt für ein 13 jährigem Mädel.
Der Betrieb lief weiter.
Nur,dass sie nun auch ein Teil des neuen ganzen war.
Eine Angestellte,wie man mir glauben machte.
Kurz nach dem aussprechen meiner kleinen Geheimnisse wurde mir jedoch bewußt,das sie weit mehr als dies war.
Ein klärendes Gespräch mit meinem Vater sollte mir die Konsequenzen aufzeigen,warum man sich von falschem Pelz nicht täuchen lassen sollte.
An diesem Tag änderte sich mein Leben nochmals vollständig.
Ich verlor mein zu Hause und mich selbst.
Nicht zuletzt meinen Namen.
Das Wort Nutte. Ausgesprochen klingt es in Kinderohren hart,aber mit dem Akzent des Windes klang es wie ein Urteil.
Dies war nun mein neues ich.
Der Name der einst in Liebe ausgesucht wurde wisch dem  kalten Wort mit östlichem Akzent.
Ich bemühte mich dennoch um eine Integration der neuen Gegebenheiten ,was nicht wirklich leicht war.
In der Schule nähte ich Sofakissen ,im Betrieb war ich steht's fleißig.
Ich versuchte es den beiden Recht zu machen wo es eben ging, aber der Erfolg blieb aus.
Die Kissen landeten im Müll und es wurde bestimmt,das ich mich nicht mehr in ihren privaten Räumen aufzuhalten habe.
So verschloss man mir in meinem eigenen zu Hause Wohn und Badezimmen..
Zum waschen hatte ich ein Becken in meinem Zimmer und meine Notdurft erlaubte man mir gnädigerweise in den Gästetoiletten zu verrichten.
Alle Bemühungen waren vergebens.
Was hab ich mir erhofft?
Das Lamm es sollte laufen und dabei im Schlamm ersaufen.

Der Ostwind bließ heftig,aber der Sturm,der Stand noch aus.