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Mittwoch, 17. Juni 2015

6.1 Heimatglück

Ich wurde verlegt in ein kleines Zweibettzimmer mit Balkon. Meine Mitbewohnerin war eine 86-jährige alte Dame mit schlechtem Gesundheitszustand.Anfangs war ich ihr gegenüber sehr verhalten, aber schon nach kurzer Zeit änderte sich dies. Durch ihr flehen ihr ein Glas Wasser zu reichen, beim Aufsitzen im Bett zu helfen, beim Toilettengang behilflich zu sein und das anreichen der Mahlzeiten ließ uns einander näher kommen.
Ihre Dankbarkeit darüber, dass ich bei jedem kleinen Wort sofort an ihrem Bett stand,waren ein streicheln über meine Wange, ein halten meiner Hand, ein leise geflüstertes  Dankeschön. Es reichte aus um mein Herz mit Wärme zu füllen. Ich durfte sie sogar beim Gang zum Zahnarzt begleiten,denn sie bestand ganz einfach darauf.
So wurden wir morgens von den Sanitätern abgeholt in den Krankenwagen gebracht und ab zum Zahnarzt. Durch ihre Zahnoperation hat sie in der Nacht sehr sehr viel Blut verloren und es stand sehr kritisch um sie.
Meine Aufgabe in dieser Nacht war es,der Bluttransfusion nach zu sehen wie sie langsam durch den Schlauch in ihren Körper floss.
So saß ich also nachts am Bett,ihre Hand haltend und meine Augen auf die Transfusion gerichtet.
Gegen morgen war der letzte Tropfen geflossen und ich durfte die Klingel betätigen um die Schwester zu rufen.
Dass ich mich auf dieser Station der Beliebtheit der Schwestern erfreute,
 muss ich glaub ich nicht nebenbei erwähnen.
Ich hatte eine Aufgabe und ich hatte einen Menschen an meiner Seite,der mich brauchte.
Einen Menschen der morgens ,wenn er seine Augen öffnete und in mein Gesicht sah , strahlte.
Ich vergaß all die Schmerzen und all die Sorgen die ich hinter mir hatte und die mir bestimmt noch bevorstanden.
Gerne hätte ich Ewigkeiten in diesem Krankenhaus mit dieser alten Frau zusammengelebt.
Gerne hätte ich ihr mein Leben und meine Zukunft geschenkt und ihre verbessert.
Nur leider ist das Leben kein Märchenbuch. Bei der morgendlichen Visite eröffnete mir der Arzt, dass es nun an der Zeit sei mich wieder zu entlassen.
Nach Hause.
Es gab kaum einen Moment in meinem Leben in dem ich mich mehr gefürchtet habe wie in diesem Moment.
Ich packe meine Sachen zusammen suchte meine Buskarte raus verabschiedete mich bei meiner Familie.Meiner lieben alten Oma.
Es war unser letzter Abschied.
Als ich zu Hause war, schlug mein Herz bis in den Kopf hinein. Ich öffnete die Tür trat hinein.
Einige Gäste saßen an den Tischen und aßen zu Mittag.
Der kühle Osten!
"Na schau mal einer an, ist die kleine Nutte wieder zu Hause?"
"Wenn wir gewusst hätten das du dir das Leben nehmen möchtest, dann hätten wir dafür gesorgt dass du die richtigen Medikamente genommen hättest.Selbst dafür bist du zu blöd."
Willkommen zurück im Leben.


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